Damit die Kirchturmuhr nicht stillsteht

Alle 15 Minuten hallen die Glockentöne durch den Ort. Am Läuten der Kirchturmuhr hören die Teuchernern seit ewigen Zeiten, was die Stunde bzw. Viertelstunde geschlagen hat. Doch kaum einer weiß, dass die Kirchturmuhr im Gegensatz zu vielen anderen Uhren noch manuell aufgezogen werden muss. Zweimal die Woche wird Dietrich S. zum Wächter über die Zeit, zumindest über die Teucherner Kirchturmuhr. Mit voller Kraft zieht er die beiden Schlagwerke und das Uhrwerk auf und bewegt dabei Gewichte, die bis zu 2 Zentner wiegen. Die 116 Stufen, die er jedes Mal bis unters Dach bewältigen muss, halten den 70-jährigen zusätzlich fit.

Die wetterfühlige Uhr

Es ist ungewöhnlich eine Uhr einzustellen, ohne dass man deren Zeiger sieht. Aber Dietrich S. weiß genau, welches Rad er drehen muss, damit sich die Zeiger in die richtige Position bewegen. Außerdem ist die Teucherner Kirchturmuhr wetterfühlig. Bei kaltem Wetter geht die Uhr langsamer und scheint die Sonne, drehen sich die Zeiger schneller. An einer Flügelmutter am Pendel kann er dies regulieren. Auch die Umstellung auf Sommer- und Winterzeit erfolgt noch mit Muskelkraft. Im Sommer kommt er unter dem Kirchendach, wo Temperaturen über 40°C erreicht werden, bei der körperlich anstrengenden Arbeit schnell ins Schwitzen.

Die alte Dame

Nicht nur, dass er seine Zeit opfert und die Verbrauchsmaterialien aus der eigenen Tasche bezahlt, bescheiden wehrt Dietrich S. jedes Lob ab. Er macht die Arbeit gern und die solide Technik, die in der Uhr steckt, begeistert ihn selbst nach den vielen Jahren noch. Die Kirchturmuhr hat zwei Schlagwerke – eins für die Viertelstunden und eins für die Stunden. Das Uhrwerk der Kirchturmuhr wurde bereits mehrmals ausgetauscht, zuletzt im Jahre 1864 von den Gebrüdern Kersten aus Dürrenberg. 1998 wurde die Uhr von einem Zeitzer Uhrmacher generalüberholt. Etwa zweimal im Monat müssen 36 Stellen an der Uhr nachgeölt werden.

Der Glockenschlag

Die Teucherner Uhr hat zwei Zifferblätter. Doch die meisten Einwohner achten nicht auf die Zeiger, sondern richten sich nach dem Glockenschlag. Die Glocken der Uhr sind über ein mechanisches Gestänge mit der Uhr verbunden und befinden sich in der Turmspitze, die über eine Leiter und Dachluke erreicht werden kann. Im Wind schwankt der Turm und es gehört schon viel Mut dazu, auf das Podest zu steigen. Aber dafür wird man mit einem wunderbaren Ausblick auf Teuchern belohnt. Doch zum Glück gehört dies nicht zu seinen Routineaufgaben.

Dietrich S. begeistert, dass die Uhr bereits lange vor ihm geschlagen hat und auch noch in vielen Jahren weiter schlagen wird. Er betreut nicht nur einen kleinen Teil der Geschichte, sondern ist ein Teil davon.

Sie interessieren sich für Geschichten? Dann lesen Sie bitte hier weiter.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert