Eingang von Humberstone

Humberstone

Huberstone ist ein ehemaliges Salpeterwerk im Norden von Chile. Das Werk zählt zu den nationalen Monumenten und kann besucht werden. Humberstone ist ein Museum, in dem die Leere bewundert werden kann. Es gibt keine wirklichen Schätze, die den Besucher anziehen. An der Kasse erhalten Sie einen Plan, der in verschiedenen Sprachen verfügbar ist. Sie schlendern die Hauptstraße an weiß gekalkten Häuserreihen entlang. Ein fast vollständig erhaltenes Dorf erwartet Sie.

Durch die leer stehenden Häuser pfeift der Wüstenwind. Alles wirkt gespenstisch. Der Atem der Vergangenheit ist zu spüren, ansonsten herrscht nur Wind und Stille. Kaum vorstellbar, dass in diesem Ort noch vor einigen Jahren Menschen gewohnt haben. Wie anstrengend muss es gewesen sein, in der glutheißen Wüstensonne das weiße Gold zu fördern.

Pracht und hartes Leben

Humberstone ist eine Stätte, die für den Reichtum Chiles einmal bedeutend war. Hier wurde das sogenannte weiße Gold abgebaut. Der Abbau von Salpeter im Norden Chiles, in Peru und Bolivien war nicht schwierig. In den Glanzzeiten entstand eine Mine neben der anderen. Für jeden Zentner Salpeter, der exportiert wurde, verlangte der Staat hohe Zölle. Mit dem Entstehen der neuen Minen kamen auch immer mehr Arbeiter aus dem grünen Süden in den heißen und kargen Norden. Der Norden entwickelte sich, und es wurde überall gebaut. Die synthetische Herstellung von Düngemittel durch Fritz Haber läutete jedoch das Ende der Stadt ein. Die gesamte Industrie brach zusammen. Das ehemalige weiße Gold Atacamas war plötzlich nichts mehr wert. Humberstone zeigt ein kurzes Stück dieser Industriegeschichte.

Eingang zum Museum Humberstone

Schwimmbad mitten in der Wüste

In diesem trockenen Ort in der Atacama gab es damals  sogar ein Schwimmbad. Das noch gut erhaltene Stahlbecken ist jetzt mit einem kleinen Holzzaun abgetrennt. Es ist unvorstellbar, woher man hier, mitten in der Wüste, das Wasser zum Befüllen des großen Beckens nahm, denn erst in 60 Meter Tiefe gibt es Grundwasser.

Grand Hotel am Platze

Im Ort können Sie auch noch das ehemailige Grandhotel am Platze bewundern, in dessen Küche noch der riesige, mittlerweile verrostete Herd mit seiner enorm großen Abzugshaube steht. Im ehemaligen Ballsaal fällt das Licht durch das lose Bastdach und zaubert wunderschöne Muster an die Wände und auf den Fußboden.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Humberstone

Auch ein Kino durfte nicht fehlen. Das hölzerne mehrstöckige Gebäude sieht aus, als wäre es im Bauhausstil errichtet. Die Bestuhlung ist fast vollständig erhalten.  Der rote Vorhang auf der Bühne ist zur Seite gezogen, als würde gleich die nächste Filmvorführung beginnen. Für Abwechslung im Ort sorgte auch der Sportplatz mit einem zweistöckigen Holzpavillon, der dem Schiedsrichter Schutz vor der Sonne bot. Im unteren Teil wurden in einem kleinen Kiosk, Brause und Bier an die Besucher verkauft.

Sportplatz von Humberstone

Vorm ehemaligen Krankenhaus bewegt sich eine Schaukel im Wind. Die steinerne Balustrade um das Gebäude ist noch gut erhalten. Die verwitterten weißen und grünen Farben an den Säulen, am Geländer, an den Fenster und Wänden des Hauses lassen erahnen, wie schön das Gebäude einmal war.

Der ehemalige Marktplatz von Humberstone

Vorbei an verrosteten Eisenbahnen gelangen Sie zum ehemaligen Marktplatz. Die Uhr der ehemaligen Markthallen ist schon von Weitem zu sehen. Hier scheinen die gut erhaltenen, überdachten Markttische nur noch auf die Kunden zu warten. Zwischen den Verkaufsplätzen befand sich früher ein Waschplatz. Der große kunstvolle Stein wirkt, als würde er noch benutzt. In den umgrenzenden Häusern der Markthalle befanden sich früher viele kleine Geschäfte. Schilder weisen darauf hin, um welchen Laden es sich handelte.

Die Schule von Humberstone

In Humberstone können Sie auch de ehemlige Schule besuchen. In dem großen hellen Raum ist es angenehm kühl. Die hölzernen roten und grünen Bänke wurden restauriert und wieder in Reih und Glied aufgestellt. Alles wie eh und je. Als würden gleich Kinder um die Ecke stieben und lärmend Platz nehmen. Dunkle und zerkratzte Tische und der durchgesessene, schäbig wirkende Lehrerstuhl stehen in dem Nachbarzimmer. An den Wänden hängen kleine Texte.

Am Ende des Ortes, etwas außerhalb des Blickfeldes, taucht eine riesige Werkhalle auf. Der Fortschritt von gestern, der heute unter Denkmalschutz steht. Maschinen und Werkzeuge liegen leicht angerostet auf dem Gelände.

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Nur für das Salpeterwerk errichtete Stadt

1872 wurde die Siedlung gegründet. Etwas Lageratmosphäre hat der Ort schon, der während des Salpeterbooms künstlich errichtet wurde. Viele Menschen zog es in diese unwirtliche Gegend, da Arbeit und freie Wohnungen angeboten wurden. Die Minenbesitzer ließen die Stadt errichten und stellten die Häuser ihren Angestellten zur Verfügung. Dabei wurden getrennte Bereiche für verheiratete und ledige Männer, für Angestellte und Arbeiter geschaffen. Familien mit Kindern bekamen Häuser mit einem kleinen Innenhof zugeteilt. Für die schwere Arbeit in den Minen und im Dorf erhielten die Männer und Frauen nur einen geringen Lohn, der in einer Währung ausgezahlt wurde, die nur in den Läden des Dorfes gültig war.

Ende einer Ära

Im Jahr 1961 wurde die Mine Humberstone geschlossen, und von den ehemals 3.500 Einwohnern lebt niemand mehr in diesem einsamen Ort mitten in der Wüste. Die jetzige Geisterstadt zeugt vom einstigen Reichtum. Kindergarten, Kino, Krankenhaus – alles hat es hier gegeben. Selbst die Reste von einem alten Schwimmbad sind noch zu bestaunen. Doch der Ort war viele Jahrzehnte dem Angriff des Wüstensands schutzlos ausgesetzt und wurde seinem Schicksal überlassen.

Humberstone Hauptstraße

Heute eine Filmkulisse

Seit 2005 gehört Humberstone jedoch zum Weltkulturerbe und ist ein Traum für jeden Hobbyfotografen. Der Reiz des Verfalls ruft bei Knipsern große Begeisterung hervor. Der Ort wird derzeit liebevoll restauriert, ohne dass der Charakter einer Geisterstadt zerstört wird. Humberstone wird gern als historische Kulisse für Filme verwendet. So spielen zum Beispiel einige Szenen der Serie „Auf Achse“ mit Manfred Krug in Humberstone.

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